Tjipandak, 22. April 1893

Regen, nichts als Regen. Schon die ganze Nacht hindurch hatte schwerer Regen auf die Palmdächer unserer Hütten geprasselt, durch deren Decke es hie und da tropfte, so dass unsere ohnehin schon sehr feuchten Effekten gänzlich durchnässt wurden. Schwarze Wolken hiengen tief herab, und es war, als hätte der Himmel alle Schleusen geöffnet; denn kaum hatte der Regen einen Augenblick etwas nachgelassen, so folgte alsbald ein neuer Guss von einer Heftigkeit, welche man in unseren Breiten nicht kennt. Unter solchen Umständen konnte an eine Jagd nicht gedacht werden, da der Fluss so angeschwollen war, dass es unmöglich schien, ihn zu passieren; auch wären die Treiber und die Jäger absolut nicht zu bewegen gewesen, in eine Dickung einzudringen. So mussten wir uns in Geduld fassen und verbrachten den ganzen Tag mit Wetterbeobachtungen, die aber nur ein höchst bedauerliches Resultat lieferten.

Wie es schon in solchen Fällen geht, wurde zum Zeitvertreib in kurzen Reprisen gegessen und weidlich über das Wetter und die leidige Regenzeit geschimpft. Das Wasser im Fluss stieg so stark und nebstbei machte sich auch die Rückwirkung der Meeresbrandung in den Wellen des Flusses so bemerkbar, dass wir für unsere Badehütte Besorgnis hegten und dieselbe schützen mussten.

Wie zu erwarten stand, blieben auch ernstere Konsequenzen der Witterung nicht aus; denn einer unserer Diener hat infolge der steten Nässe, in der wir leben, einen starken Fieberanfall zu bestehen und wir müssen noch weitere Erkrankungen besorgen.

Erst nach 5 Uhr abends ließ der Regen etwas nach, worauf wir uns trotz der großen Feuchtigkeit entschlossen, noch einen kleinen Pürschgang in der Nähe des Lagers zu versuchen. Ich erstieg die Höhe oberhalb der Hütten, wo sich zwischen Alangflächen Palmenhaine ausbreiteten. Mehrere Tauben, darunter insbesondere Fruchttauben, fielen mir zur Beute; von weitem sah ich auch zwei Affen und einen schönen, aber leider sehr scheuen javanischen Pfau auf einer dürren Palme aufgebaumt. Der Versuch, mich anzupürschen, misslang, da die Dickung, die mich von ihm trennte, ganz undurchdringlich war. Überhaupt ist das Anpürschen an irgend ein Wild in diesen Gegenden schon wegen des Lärmes, den man beim Anschleichen unwillkürlich verursacht, nahezu unmöglich. Ebenso konnte ich keinen der javanischen Nashornvögel erbeuten, deren im Lauf des Tages mehrere hoch über die Bäume hinweggezogen waren.
Von der Höhe streifte ich an den Meeresstrand hinab, traf dort mit anderen Herren zusammen und kehrte erst bei vollkommener Dunkelheit nach dem Camp zurück.

Links

  • Ort: Tji Pandak, Indonesien
  • ANNO – am 22.04.1893 in Österreichs Presse. Die Neue Freie Presse hat einen Korrespondenten-Report aus Kalkutta vom 4. April über FFs Jagd in Nepal.
  • Das k.u.k. Hof-Burgtheater spielt „Bürgerlich und romantisch“, während das k.u.k. Hof-Operntheater das Ballet „Die goldene Märchenwelt“ aufführt.

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