Sindangbarang — Tanggeng, 25. April 1893

Bei leidlichem Wetter starteten wir in üblicher Art von Sindangbarang. Gleichwohl boten die Wege bis Tanggeng, welche durch die fortwährenden Regengüsse gründlich verdorben waren, unseren Pferden bedeutende Schwierigkeiten. Einen Teil des Weges — jenen so steilen Abstieg vom letzten Höhenrücken — mussten wir zu Fuß zurücklegen, da die Pferde nur unbelastet hinabzuklettern vermochten.

Die Beschwerlichkeiten des Rittes wurden reichlich aufgewogen durch den Genuss, welchen wir in der abermaligen Betrachtung der prachtvollen landschaftlichen Szenerie fanden. An der Grenze der Distrikte Tjidamar und Djampang wetan nahmen wir von dem Chef des ersteren Distriktes herzlichen Abschied; das Gebiet dieses Würdenträgers hatte uns zwar bei Tjipandak in jagdlicher Hinsicht sehr wenig geboten, doch war er selbst höchst zuvorkommend gewesen und hatte sich namentlich um die Durchführung der Expedition viele Verdienste erworben.

Bei unserem Einreiten in Tanggeng hatte sich der Himmel drohend umzogen und bald öffnete er alle seine Schleusen; ein Wolkenbruch ging nieder, der an Heftigkeit alles bisher Gesehene übertraf. Nicht mehr in Tropfen, sondern in dicken Strahlen ergoss sich die Flut über die Erde; in einem Nu stand alles unter Wasser; um unser Haus bildete sich ein tiefer See; die Bäche und Flüsse schwollen in kurzer Zeit gewaltig an.

Als das Unwetter begann, waren die Kulis, welche wir mit der Bagage vorausgesandt, bereits über Tanggeng hinausmarschiert, und jammernd dachten wir nun daran, dass wohl sämtliche Effekten, alle Gewehre und Patronen vollkommen durchnässt werden würden. Überdies sprach Herr Kerkhoven die Befürchtung aus, dass die Träger die beiden Flüsse, deren Passierung uns schon auf dem Ritt zur Küste Schwierigkeiten bereitet hatte, wohl kaum würden durchwaten können. In der Tat kehrte auch gegen Abend — der Regen hatte noch immer nicht nachgelassen — ein Teil der Kulis mit ganz durchnässter Bagage nach Tanggeng zurück; die Träger erklärten, der erste zu durchquerende Fluss sei so angeschwollen, dass ein Passieren desselben ganz unmöglich wäre. Der andere Teil der Kulis, welcher früher ausmarschiert war, hatte diesen Fluss noch zu übersetzen vermocht.

Jetzt war guter Rat teuer; denn unter solchen Verhältnissen konnten auch wir Reiter den Fluss nicht übersetzen. Längeres Verweilen in Tanggeng aber hätte das ganze weitere Programm arg gestört; denn am nächsten Tag sollte der Extrazug auf der Station Tjibeber warten, ein Diner bei dem Generalgouverneur stattfinden und die „Elisabeth“ im Hafen von Tandjong Priok dampfklar sein. Keinem der Beteiligten aber, weder dem Eisenbahn-Direktor, noch dem Gouverneur, noch auch dem Schiffskommandanten konnten wir die Meldung zugehen lassen, dass wir von Tjibeber und damit von Buitenzorg und Batavia abgeschnitten seien. Da auf den Bahnen Javas jeder Verkehr mit Eintritt der Dunkelheit unbedingt eingestellt wird, — Nachtzüge sind hier überhaupt nicht eingeführt -— so wäre die dritte Nachmittagsstunde des morgigen Tages der äußerste Termin für die Abfahrt des Extrazuges von Tjibeber gewesen. Um nun aber vor dieser Stunde in Tjibeber einzutreffen, hätten wir, da von Tanggeng bis zu der eben genannten Station 47 km zu Pferde zurückzulegen sind, in der Lage sein müssen, um 3 Uhr morgens von Tanggeng aufzubrechen, was vorläufig ganz unmöglich schien.

So saßen wir denn in sehr gedrückter Stimmung den ganzen Abend auf der Veranda unserer Herberge und stellten unablässig Wetterbeobachtungen an, die aber immer wieder zu dem Ergebnisse führten, dass es gleichmäßig stark schüttete und das Brausen des nahegelegenen Flusses immer mehr zunahm.

Unsere Stimmung wurde eine um so trübere, als Herr Kerkhoven erklärte, dass selbst in dem Fall, als es uns Reitern gelingen sollte, am nächsten Tage bis Tjibeber vorzudringen, die Bagage nicht rechtzeitig die Bahnstation erreichen könne. Schließlich wurden wir der Wetterbeobachtungen müde und legten uns zur Ruhe.

Links

  • Ort: Tanggeng, Indonesien
  • ANNO – am 25.04.1893 in Österreichs Presse.
  • Das k.u.k. Hof-Burgtheater spielt „Rosenkranz und Güldenstern“, während das k.u.k. Hof-Operntheater die Oper „Der Prophet“ aufführt.

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