Kategorie-Archiv: diary

diary entries of Franz Ferdinand

In See nach Steamer Point, 21 December 1892

Unsere Volkshymne, die ägyptische und die englische Nationalweise erklangen von unserem Achterdeck, als wir vor 8 Uhr morgens den Hafen verließen und in den Suez-Kanal einliefen. Der Nordost hielt noch immer an; doch war das Wetter schön und zeigte das Thermometer bereits 22° Celsius in der Sonne. Die Fahrt durch den Kanal bietet zwar keine landschaftlich schönen Bilder, ist aber doch interessant durch den vollkommenen Wüstencharakter, den sowohl das afrikanische als das asiatische Ufer trägt. Zur Rechten wie zur Linken nichts als Sand, gelb schimmernder Sand, in dem nur hie und da mageres, graugrünes Gestrüpp auftaucht. Beiderseits zieht sich schier endlos kahle, wüste Ebene hin, häufig der Schauplatz der gaukelnden Fata morgana.

Die ersten 20 km fährt man längs des Menzaleh-Sees, den ein nur breiter Damm vom Canale trennt. Wer es nicht selbst gesehen hat, macht sich keinen Begriff von der Menge Wasserwildes, das um diese Jahreszeit den Menzaleh-See bevölkert: Tausende und aber Tausende von Flamingos stehen, rosenrote Wände bildend, unbeweglich im Wasser; dazwischen streichen große Schwärme von Enten und Tauchern, während bedächtige Pelikane mit unerschütterlicher Ausdauer auf Fische lauern oder schwerfälligen Fluges über das Wasser ziehen. Am auffallendsten sind die ungeheuren Mengen von Uferläufern und Regenpfeifern, die, pfeilschnell hin- und herstreichend, je nach den Wendungen des Fluges bald silberartig in der Sonne glänzen, bald als dunkle Wolke erscheinen und so einem glitzernden Silberband gleichen, das in den Lüften flattert.

Hat das Schiff das Ende des Menzaleh-Sees erreicht, so fährt es mit halber Kraft zwischen zahlreichen Bojen hindurch in dem engen Suez-Kanal weiter, diesem modernen Weltwunder, welches menschliche Energie und Ausdauer in verhältnismäßig kurzer Zeit geschaffen. Alle 10 km befinden sich Ausweichstellen und Signalstationen, kleine, reinlich aussehende Häuser, mit Veranden geziert und von grünen Gärtchen umgeben. Hier wohnen Beamte der Kanal-Compagnie, welche Aufsicht und Polizei im Kanal führen. .Auf hohen Masten werden Signale für die Schiffe gehisst. Große Baggermaschinen arbeiten emsig das ganze Jahr hindurch, um das Bett des Kanales, welchen das nachschiebende Uferland und der Flugsand der Wüste immer wieder zu verschlammen und zu versanden drohen, normal zu erhalten; Eingeborene verladen das Aushubmaterial auf Kamele, welche es dann in weiter Entfernung deponieren — und so gibt es ununterbrochen bedeutende Erhaltungsarbeit, wodurch auch die ziemlich hohen Gebühren erklärt sind, welche die Schiffe für die Durchfahrt zu entrichten haben. Unsere Schiffskasse wurde um eine Taxe von 13.000 Francs erleichtert.

Die Kanal-Compagnie hatte die Freundlichkeit, unsere Durchfahrt dadurch tunlichst zu beschleunigen, dass sie allen entgegenkommenden Dampfern die telegraphische Weisung erteilte, an den Ausweichstellen sich zu vertäuen und uns passieren zu lassen. Dies dürfte nicht eben die besondere Freude der Kapitäne jener Schiffe erregt haben, so dass wohl manch derbes Wort rauen Seemannskehlen entschlüpft sein mag, als wir in voller Fahrt an den ungeduldig harrenden Schiffen vorbeizogen und den Blicken entschwanden. Ein großer, englischer Dampfer war bei dem Ausweichen auf den Grund geraten und arbeitete, so lange wir ihn sehen konnten, fruchtlos mit der Maschine, um sich freizumachen.

Gegen Abend langte die „Elisabeth“ in Ismailia an, wo wir den Lotsen wechselten, um sodann die Fahrt unverzüglich fortzusetzen. Von Ismailia sahen wir nur wenige am Ufer gelegene Häuser und etwas Vegetation, welche einen angenehmen Kontrast zu der Eintönigkeit der Wüste bildete. In den für diese Gegend spezifischen Farben des Horizonts, dunklem Safran- und Purpurrot, ging die Sonne unter. Die großen elektrischen Projektoren wurden in Tätigkeit gesetzt und beleuchteten taghell unseren Weg, so dass man jede einzelne Boje auf die weiteste Distanz unterscheiden konnte. In den Bitterseen fuhren wir einem großen, englischen Viermaster vor und mussten am Ende des kleinen Bittersees warten, bis sich drei Dampfer bei der nächsten Gare vertäut hatten. Ich blieb bis nach 11 Uhr abends auf der Brücke, da es interessant war, das Funktionieren der verschiedenen Signale an den Gares und Schiffen wahrzunehmen, sowie die Geschicklichkeit zu beobachten, mit welcher der Lotse, ein Landsmann aus Porto Rè, das Schiff den vielfach verschlungenen Kurs steuerte.

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  • Ort: Ismaïlia, Ägypten
  • ANNO – am 21.12.1892 in Österreichs Presse. Die Neue Freie Presse bedauert, dass es in Österreich keine staatlichen sondern nur kirchliche Feiertage gibt. Während die Engländer die Guy Fawkes Night, die Franzosen ihre Erstürmung der Bastille und die Italiener ihren Verfassungstag feiern, gibt es keinen vergleichbaren Anlass in Österreich-Ungarn. Trotzdem gedachte man angesichts des 25. Jahrejubiläums am 20. December 1892 an den Ausgleich von 1867 zwischen Österreich und Ungarn.
  • Das k.u.k. Hofoperntheater führt Luigi Manzottis Ballet Excelsior auf.

At Sea to Steamer Point, 21 December 1892

Our national hymn, the Egyptian and the British anthem rang out from the afterdeck when we departed from the harbour at 8 o’clock in the morning and entered into the Suez Canal. The Northeast wind continued to blow; but the weather was fine and the thermometer showed 22° Celsius in the sun. The passage through the Canal does not offer beautiful impressions of the landscape but is interesting nevertheless because of its full desert character on both the African and Asiatic shores. On the right as well as on the left there is nothing but sand, glimmering yellow sand in which from time to time meagre grey-green bushes appear. On both sides a bare,  deserted plain continues seemingly without end, often the place of a treacherous Fata Morgana.

The first 20 kilometres one proceeds along Lake Menzaleh, separated only by a broad dam from the canal. Those who haven’t see it themselves will not be able to imagine the multitude of water foil that is milling around Lake Menzaleh during this time of the year: Thousands upon thousands of flamingos are standing immovable in the water, creating rose red walls; in between are flying large flocks of ducks and grebes while staid pelicans with imperturbable persistence watch for fish or fly lumberingly over the water. Most conspicuous are the huge number of sandpipers and plovers which appear, swift as an arrow flying from here to there, depending on the turns of their flights, as silvery glitters in the sun or as dark cloud and thus resemble a glittering silver band that flies in the sky.

Having reached the end of Lake Menzaleh, the ship continues at half speed between numerous buoys along the narrow Suez Canal, that modern wonder of the world created by human energy and endurance in a relatively short span of time. Every 10 kilometres, there are passing points and signal stations, small neat looking houses adorned with verandas and enclosed by little green gardens. Officials of the canal company are living there while guarding and policing the canal. Signals for the ships are hoisted on large masts. Large excavation machines are labouring assiduously during the whole year to keep the canal bed in order as the pressure from the bank and the drifting sands deposited from the desert verge to silting up. The natives carry the excavated earth with camels to a deposit farther away – and there are important restoration works going on without interruption which explains the rather high fees ships have to pay for passage. Our ship register was reduced by a fee of 13.000 francs.

The Suez Canal company offered the courtesy to considerably speed up our journey by ordering all approaching steamships by telegraph to moor at the passing points to let us pass. This will not have improved the moods of the captains of those ships, so that probably many a strong word escaped from the sailors’ mouth when we passed the impatiently waiting ships at full speed and disappeared out of their view. A large English steamship ran into ground while mooring and was working hard without success with his engine to free itself as long as we were watching.

In the evening, „SMS Elisabeth“ reached Ismailia where the pilot was switched only to continue the journey without interruption. Of Ismailia we only saw a few houses located on the bank and a little vegetation which supplied an agreeable contrast to the monotonous desert. The sun set in horizon colours typical for this place, dark saffron and crimson reds. The large electric projectors were activated and illuminated our route bright as daylight, so that one could distinguish every single buoy from a great distance. In the bitter lake we drove up on an English four mast ship and had to wait for the end of the small bitter lake until three steamships had moored at the next stop. I remained on deck until 11 ’o´clock in the evening as I found it interesting to notice the exchange of the different signals between the stations and the ships as well as observing the skilled pilot, a compatriot from Porto Rè, navigate the ship on its often tortuous course.

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  • Location: Ismaïlia, Egypt
  • ANNO – on 21.12.1892 in Austria’s newspapers. The Neue Freie Presse laments that there are no public but only religious holidays in Austria. While the English commemorate Guy Fawkes Night, the French their revolution and the Italian their constitution day, Austria-Hungary does not do so due to its strange composition of its member states. Still, on 20 December 1892, Austria-Hungary commemorated the 25th anniversary of its new constitution.
  • The k.u.k. Hofoperntheater is performing Luigi Manzotti’s ballet Excelsior.

Port Said, 20 Dezember 1892

Morgens kam das Leuchtfeuer von Damietta in Sicht. Als wir uns Port Said genähert hatten und die Umrisse der Stadt bereits am Horizonte erkennbar waren, erschien der Lotse, welcher die „Elisabeth“ in den Hafen führte. Wir salutierten die ägyptische Flagge mit 21 Schüssen, worauf eine Landbatterie den Salut erwiderte. Die ägyptischen Artilleristen sahen in ihren englisch geschnittenen Uniformen, schwarz mit roten Lampassen, recht Schmuck aus.

Flagge des Khedive von Ägypten (1881-1914); Quelle: Wikicommons

Flagge des Khedive von Ägypten (1881-1914); Quelle: Wikicommons

In der Nähe unseres Konsulates kamen wir knapp vor einem großen englischen Ostindienfahrer an die Boje. Im Hafen lagen ein englisches Kanonenboot und verschiedene große, zumeist englische Dampfer, welche so rasch als möglich Kohle machten, um dann die Fahrt durch den Suez-Kanal unverzüglich fortzusetzen. Port Said ist überhaupt ein Hafen, in dem sich kein Schiff länger aufhält, als unumgänglich nötig; Kohlen- und Proviantvorräte werden ergänzt, die Post wird aufgegeben, der Pilot eingeschifft und dann geht es dem weiteren Ziele zu. Bei unserer Ankunft tummelten sich auf dem Quai alle möglichen Gestalten umher, welche die Ankunft des mächtigen Kriegsschiffes sehr zu interessieren schien — englische Offiziere, Matrosen, Araber, Fellahs, Inder, Juden und Reisende der Ostindienfahrer.

Unser Konsul, sowie Generalkonsul Baron Heidler, der von Kairo herbeigekommen war, begrüßten mich. Letzterer meldete, dass der Khedive, obgleich ich im strengsten Incognito reiste, sich nicht versagen könne, in Erinnerung an die freundliche Aufnahme, die er seinerzeit in Wien gefunden, seinen Oheim und zugleich Generaladjutanten, Prinzen Fuad Pascha, zu meiner Begrüßung zu entsenden. Kaum hatte ich mich in Gala geworfen, so kam auch schon, von der ägyptischen Hymne begrüßt, der Prinz an Bord, um mich im Namen des Khedives im Reich der Pharaonen willkommen zu heißen. Prinz Fuad Pascha ist durch vollendete Umgangsformen und gründliche europäische Bildung ausgezeichnet. Ich unterhielt mich längere Zeit mit ihm und erwiderte dann seinen Besuch im Hotel.

Der Rest des Tages sollte zu einer Jagdexpedition nach dem Menzaleh-See, arrangiert vom Konsul und von dem Pascha von Port Said, verwendet werden. Ich gestehe offen, dass ich wenig Vertrauen in den Erfolg dieses Unternehmens setzte, da derartige, unter ausgiebiger Mitwirkung von Eingeborenen abgehaltene Jagden gewöhnlich mit einem großen Aufwand von Geschrei und Bakschisch, aber mit einer sehr geringen Jagdbeute verbunden sind. Ich habe in dieser Richtung bei meiner ersten Reise nach dem Orient viele Erfahrungen gesammelt. Glücklicherweise sollte ich diesmal angenehm enttäuscht werden.

Das Galaboot brachte uns rasch eine Strecke weit in den Kanal, wo uns der Pascha und eine große Anzahl Vorsteher der um den Menzaleh-See liegenden Gemeinden — schöne, kräftige Gestatten im faltenreichen, farbigen Burnus — empfingen. Der gute Pascha machte eine ziemlich süßsaure Miene und befand sich in höchst gedrückter Stimmung: die Leitung dieser Jagd bildete den letzten Akt seiner Amtstätigkeit, die wegen einer oft als orientalisch bezeichneten Auffassung von „Soll“ und „Haben“ in den Verrechnungen ein jähes Ende gefunden haben soll.

Drei Barken lagen am Ufer des Sees bereit und alsbald waren wir von einem Schwarm Eingeborener umlagert, welche uns die wenigen Schritte zu den Barken tragen wollten. Vier geflügelte Flamingos führten bei einer kleinen Hütte ein beschauliches Dasein und wurden, sobald sie einen Fluchtversuch unternahmen, von einem kleinen Jungen zurückgetrieben. Zu meinem größten Erstaunen packte plötzlich ein Eingeborener diese Flamingos und nahm sie auf die eine der Barken mit, wie es schien, um sie als Lockvögel zu verwenden.

Unter großem Geschrei der Eingeborenen wurden wir endlich in die Barken verteilt, wobei jedoch die Unterbringung des Paschas mit seinem ganzen Trosse Schwierigkeiten bereitete; denn auf den Schultern zweier Araber reitend, wanderte er von einem Boote zum andern, bis er endlich in jenem des Konsuls Aufnahme fand. Der Konsular-Kawass Ahmed, der schon in meiner ersten Orientreise in meinem Gefolge ganz Palästina und Syrien durchzogen hatte, diente mir als Dolmetsch. Nach vielem Lärmen und Fluchen wurden wir schließlich flott. In der ersten Barke saßen ich und Wurmbrand, in der zweiten Clam und Prónay; die Nachhut bildeten die beiden Herren vom Konsularkorps, der Pascha und das übrige Jagdgefolge.

In weiter Ferne, schon ganz am Horizonte, sahen wir viele Hundert Flamingos, welche, im seichten Brackwasser stehend, in langen Linien weithin rosenrot leuchteten. Eine solche Kette von Flamingos bietet dem Jäger, wie dem Ornithologen einen prächtigen Anblick, Zuerst nimmt das Auge nur einen lichtrosenroten, langgestreckten Streifen wahr, bis der Beobachter, näher herangekommen, immer deutlicher die einzelnen Exemplare, den langen, meist S-förmig gebogenen Hals, die hohen Ständer und den geschmeidigen Leib, die purpurrot gefärbten Männchen, die viel lichteren Weibchen und die jungen Tiere unterscheidet. Steht ein ganzer Schwarm dieser herrlichen Vögel mit sturmähnlichem Sausen auf, um abzustreichen, so ist das Bild noch viel fesselnder, da die Flamingos im Flug den langen Hals und die Ständer waagrecht ausgestreckt halten und das unter den Flügeldecken befindliche, intensiv gefärbte Gefieder mehr zur Geltung kommt. Ein solcher Zug gleicht einer rötlichen Wolke. Außer den Flamingos schwammen auf dem Wasserspiegel noch zahlreiche Schwärme von Blässhühnern, Lappentauchern, Tafel-, Moor- und Spießenten: einzelne Flüge von Strandläufern eilten vorbei und Weihen, sowie Falken stießen in graziösem Flug auf die Entenschwärme herab, die in schleuniger Flucht ihr Heil suchten.

Vorerst trachtete ich den nächststehenden Trupp Flamingos anzufahren. Wir kauerten uns ganz in das Boot nieder, während uns zwei Eingeborene, im Wasser watend, vor sich herschoben. Stutzen und Schrotgewehr liegen bereit; mit ängstlichster Aufmerksamkeit langsam vorwärts rückend, beobachten wir die ersten Flamingos, die wie Vedetten vor dem großen Truppe stehen. Endlich kommt Unruhe in die Gesellschaft; alle Hälse strecken sich: die vordersten Vögel laufen einige Schritte vor und erheben sich mit schwerem Flügelschlag. Jetzt ist es höchste Zeit. Obgleich wir erst auf ungefähr 180 Schritte herangekommen sind, versuche ich einen Kugelschuss, der, leider zu kurz, einen Flamingo ständert, ihn aber nicht herabbringt. Mit großem Getöse hebt sich jetzt der Schwarm in die Lüfte und streicht in langer Linie ab. In diesem Momente sehe ich auf gut 300 Schritte einen einzelnen, schönen alten Hahn hoch in der Luft vorbeistreichen und wage, ohne jede Hoffnung auf Erfolg, wohl 1 m weit vorhaltend, einen Kugelschuss. Wie vom Blitz getroffen stürzt der Flamingo mitten durch die Brust geschossen ins Wasser, aus dem zu meiner großen Freude ein Araber das prächtige Exemplar apportiert. um es grinsend in das Boot zu reichen. Noch zweimal versuchten wir die scheuen Tiere anzufahren; einmal mit zwei Booten zugleich, wobei eine Salve abgegeben wurde, die Wurmbrand und Clam je einen Flamingo brachte. Dann hoben sich die Vögel in unerreichbare Höhen; alle Schwärme stießen zusammen und zogen in östlicher Richtung über den Kanal fort.

Nun beschäftigten wir uns noch mit dem übrigen Wasserwild, erlegten mehrere Enten und Taucher und kehrten dann, da die Sonne im Untergehen begriffen war, ans Land zurück, wo wir uns von dem trübseligen Pascha verabschiedeten und an Bord der „Elisabeth“ fuhren.

Vor dem Diner unternahmen wir noch einen kleinen Spaziergang in dem nichts weniger als anziehenden Port Said und besorgten einige Einkäufe, welche sich größtenteils aus Zigaretten und verschiedenen orientalischen Gegenständen zusammensetzten. Eigentümlich ist die Kaufmanie, die den Reisenden in fremden Ländern so leicht erfasst. Er fühlt sich gedrängt, jede Kleinigkeit, ob schön, ob hässlich, mitunter sogar argen Tand zu erworben, nur um etwas für den betreffenden Ort Charakteristisches heimzubringen, als gelte es, sich über den Besuch fremder Länder handgreiflich auszuweisen. So erging es auch uns schon in Port Said, wo wir unserer Kauflust die Zügel schießen ließen. Mit den nutzlosesten, weit über ihren Wert hinaus bezahlten Dingen beschwert, verließen wir die Basars und füllten unsere ohnehin nicht an Raumverschwendung leidenden Kabinen mit dem erworbenen Kram.

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  • Ort: Port Said, Ägypten
  • ANNO – am 20.12.1892 in Österreichs Presse. Das Bregenzer Tagsblatt ist über die zunehmenden Diamantendiebstähle beunruhigt. Das Linzer Volksblatt freut sich, dass in Steyr eine elektrische Anlage installiert wird, da die Bevölkerung 3000 Glühlampen angemeldet hat. Dazu kommen weitere 3000 Glühlampen von der lokalen Waffenfabrik.
  • Das k.u.k Hoftheater gibt Goethes Faust, Teil I.

Port Said, 20 December 1892

In the morning the lights of Damietta came into view. As we approached Port Said and could already discern the city, the pilot appeared to guide “SMS Elisabeth” into the harbor. We saluted the Egyptian flag with 21 rounds which was answered by a battery on land. The Egyptian artillerists looked splendid in their English tailored black uniforms with red trouser stripes (Lampassen).

Flag of the Khedivate of Egypt (1881-1914)

Flag of the Khedivate of Egypt (1881-1914); Source: Wikicommons

Near our consulate we docked just in front of a large English East India ship at a buoy. In the harbor lay an English gunboat and multiple large, mostly English steamboats that replenished their coal stocks as fast as possible in order to continue their journey through the Suez Canal. Port Said is truly a harbor where no ship stays longer than necessary: Coal and provisions are restocked, the mail posted, the pilot embarked and on towards the next stop they go. During our arrival, there were all kinds of people on the dock who were interested to have a look at the mighty warship – English officers, seamen, Arabs, Fellahs, Indians, Jews and travelers from the East India ship.

Our consul as well as consul general baron Heidler who had come from Cairo greeted me. The latter reported that the Khedive had sent his nephew and also general adjutant, Prince Fuad Pasha, to welcome me in remembrance of the friendly reception in Vienna during his visit there, despite my traveling completely incognito. As soon as I had put on my gala uniform, the prince came on board to the music of the Egyptian anthem and offered me a welcome in the lands of the Pharaoh in the Khedive’s name. Prince Fuad Pasha displayed exquisite manners and a thorough European education. We talked for a good time and I later returned his visit at his hotel.

The rest of the day was to be alloted to a hunting expedition to Lake Menzaleh, organized by the consul and the pasha of Port Said. I have to admit that I had little confidence for the success of this venture as such hunts with intense participation of the locals tend to create much noise and cost lots of baksheesh but result in a very small haul. I have collected many experiences of such events during my first voyage to the orient. Fortunately, I was to be pleasantly disappointed this time.

The ceremonial boat transported us some distance into the canal where the pasha and a number of his supervisors of the communes around Lake Menzaleh received us. The handsome, strong men wore heavily pleated, colourful burnous. The good pasha made a sweet-sour face being rather downcast: The organization of the hunt would be his last act in office which was at an end because of his often called “oriental” ideas about debit and credit in the accounts.

Three skiffs were ready at the lake shore and we were soon swarmed by the locals who wanted to carry us the few steps to the skiffs. Four flamingos with wings were living a peaceful life near a small hut and were driven back there by a small boy every time they tried to escape. To my surprise, a local suddenly grabbed these flamingos and took them onto one of the skiffs. It seems they were intended to lure other birds to the skiffs.

The locals were shouting a lot, while we were finally being assigned to the individual skiffs. The placement of the pasha and his entourage proved to be difficult; riding on the shoulders of two Arabs, he proceeded from one skiff to the next until he finally found his place in the consul’s skiff. The consular kavass (constable/armed servant) Ahmed who had traveled with me through Palestine and Syria during my first voyage to the orient served as my interpreter. After much noise and cursing we were finally afloat. In the first skiff were I and Wurmbrand, in the second Clam and Prónay, the rear guard was composed by the gentlemen of the consular corps, the pasha and the rest of the hunting entourage.

Far away, near the horizon, we were seeing many hundreds of flamingos that were standing in the low brackish water in long lines glistering rose-red. Such a chain of flamingos offers the hunter as well as the ornithologist a magnificent view. At first, the eye only notices a light rose-red long strip until the observer, having approached close enough, distinguishes more clearly individual animals, their long, mostly S shaped neck, the long legs and the limber body, the crimson red males and the much lighter colored females as well as their offspring. If a whole flock of these magnificent birds lifts itself up into the air with a tempestuous sough, then the overall image is even more captivating as the flamingos stretch out their long necks and legs horizontally and the intensively colored plumage below the wings is shown to their fullest advantage. Such a flock resembles a red cloud. Besides the flamingos, multiple flocks of coots, grebes, pochards, ferruginous ducks and Northern pintails were swimming in the lake. Individual flights of sandpipers passed and harriers as well as falcons pounced gracefully upon the flocks of ducks that sought their fortune in quick flight.

At first, I intended to go for the closest flock of flamingos. We were cowering in the skiff while two locals, wading in the water, pushed us in front of them. Rifle and shotgun were ready; slowly advancing with anxious alertness we were observing the closest flamingos that were acting like outlooks in front of their flocks. Finally a perturbation rippled through the flock; all necks were strained; the foremost birds started to advance a few steps and lift themselves into the air with heavy flapping wings. Now, there is no time to lose. Although we had approached to only about 180 paces, I tried a rifle shot that, too short, caught one flamingo in its leg but didn’t down it. With a great tumult, the whole flock started to lift itself into the air and took off in a long line. At this moment I saw a single beautiful male bird at around 300 paces high up in the air and dared, without hope of success, a rifle shot with a lead of around 1 m. As struck by lightning, hit squarely into its chest, the flamingo crashed down into the water. To my joy, an Arab brought the fine specimen to my boat and handed me the bird with a big grin. Two more times, we tried to approach the timid animals; once with two skiffs at the same time, firing a salvo which netted both Wurmbrand and Clam a flamingo each. Then the birds set out into unreachable heights; all flocks combined and departed eastwards over the canal.

Afterwards, we occupied ourselves some time with the rest of the water wild life. We bagged many ducks and grebes and then returned back to land as the sun was setting. We said good-bye to the doleful pasha and traveled back on board  “ SMS Elisabeth”.

Before the dinner we undertook a short stroll in the nothing less than attractive Port Said and did some shopping, mostly cigarettes and different oriental objects. The shopping mania that so easily captures the traveler in foreign countries is peculiar. He feels compelled to buy small things, whether beautiful or ugly or even cheap bric-a-brac, only to have something characteristic of the place in question to bring home, as if it was necessary to offer touchable proof of one’s visit of foreign countries. Such it arrived to us at Port Said where we gave in to our shopping spree. Laden with the most useless stuff, paid far too much over its value, we left the bazaars and filled our cabins that did not have much room to spare in the first place with the goods acquired.

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  • Location: Port Said, Egypt
  • ANNO – on 20.12.1892 in Austria’s newspapers. The Bregenzer Tagsblatt informs its readers that diamond thefts are on the rise. The Linzer Volksblatt is pleased to inform its readers that Steyr will install an electric power generator given that 3000 light bulbs have been subscribed to by the public as well as the capacity demanded by the local weapons factory.
  • The k.u.k Hoftheater is playing Goethe’s Faust, Part I.

In See nach Port Said, 19. December 1892

In der Nacht hatte der steife Nordost bedeutend zugenommen. Die „Elisabeth“ rollte auf das heftigste, in den Kabinen führten einige den Tag vorher nicht genügend befestigte Gegenstände einen wahren Hexentanz auf.

Als ich um 6 Uhr morgens auf die Kommandobrücke kam, meldete mir der Wachoffizier, dass die See nachtsüber stürmisch gewesen sei. Die Rollbewegungen betrugen noch den ganzen Vormittag hindurch, obschon der Wind dann einlullte, 22 Grad.

Heute erblickten wir kein Land, sahen also zum ersten Mal den ganzen Tag über nur Himmel und Wasser.

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  • Ort: In See zwischen Kreta und Ägypten
  • ANNO – am 19.12.1892 in Österreichs Presse. Die Neue Freie Presse meldet dass der Kaiser, Erzherzog Ferdinand von Toskana, Erzherzog Leopold Salvator und Prinz Ludwig von Bayern Franz Ferdinand’s Geburtstag damit verbrachten, mit dem Zug um 2:45 nachmittags zu ihrer Hochwildjagd abzureisen. Sie werden erst am 21. Dezember 1892 zurückkehren.
  • Jagen ist gefährlich: Die Neue Freie Presse berichtet, dass Baron Alphonse Rothschild am 18. Dezember 1892 in Frankreich bei der Jagd von einem beim Rückstoß des Jagdgewehrs gelösten Bleiteils im Auge getroffen wurde. Ein Spezialtelegramm aus Paris beruhigt, dass das Auge nicht gefährdet ist. Die Ärzte empfehlen 14 Tage Bettruhe.
The Wiener Vivarium advertizes talking parrots and domesticated apes as Christmas presents.

Das Wiener Viviarium empfiehlt als Weihnachtsgeschenk sprechende Pagageien und zahme Affen.

At Sea to Port Said, 19 December 1892

During the night the northeast wind had stiffened considerably. “Elisabeth” was rolling strongly, in the cabins, some of the during the day improperly fixated objects were performing a true witches’ dance.

When I came to the bridge at 6 o’clock in the morning, the officer of the watch reported that the sea had been stormy during the night. The rolling continued during the full morning even though the wind calmed down. 22 degree Celsius.

Today, no land was visible, for the first time we saw but sky and water during the whole day.

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  • Location: at sea between Crete and Egypt
  • ANNO – on 19.12.1892 in Austria’s newspapers. The Neue Freie Presse mentions that the Emperor, Archduke Ferdinand of Tuscany, Archduke Leopold Salvator and Prince Louis of Bavaria spent Franz Ferdinand’s birthday on the train departing at 2.45 pm to a hunting retreat. They will return on the 21st December 1892.
  • Hunting is dangerous: The Neue Freie Presse notes that Baron Alphonse Rothschild has been hit in the eye by a piece of lead from the hunting rifle’s recoil on 18th December 1892 in France. A special private telegram from Paris informs that the eye is not fatally threatened. The doctors recommend 14 days‘ rest in bed to recover.
The Wiener Vivarium advertizes talking parrots and domesticated apes as Christmas presents.

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At Sea to Port Said, 18 December 1892

Already while waking up, I noticed that the sea must be running high as rolling movements were felt strongly in the cabin. After having tediously dressed myself with the assistance of a marine servant, I went on deck where I met many a distraught face as Father Neptune demanded his first victims. A stiff breeze was coming from the North-East and wave upon wave crashed upon the deck. Otherwise the day was clear and the sky above us painted in an intense blue.

In the morning, the assigned meeting of the staff and the mass in the battery had to be canceled due to the strong rolling motions; only at noon, when we arrived near Crete, was the sea calming down. We changed our course slightly and navigated alongside the coast of Crete and between it and the island of Gavdos. Crete offers picturesque scenic sights. The peaks of Mount Ida at up to 2457m crowned the view, while steep rocky sides fall off towards the sea. The island seems to be almost as poor in vegetation as in human settlements, despite their numerous markings on the map. Only on a few prominent spots were visible small white buildings, apparently monasteries or churches. The snow on Mount Ida, reaching far down, the violet-red illumination of the mountains and the deep blue sky united into a powerful panorama.

After lunch, a raffle (tombola) for the crew was arranged as a Sunday distraction for which all the off-duty crews had assembled on the middle deck. Our good boatswain – the good old school type, with a certain animosity against all modern maritime fixtures – called out the numbers in the manner that he combined each number with an Italian joke word what caused much amusement. Wine, cigars and other trinkets served as prizes.

In the evening, a procession in honour of my birthday was organized by the sailors. The procession was very successful and amusing, attesting to the humour and imagination of our peoples. With the simplest means such as flax tow, grime, broken belts, fish hooks and so on, they managed to achieve the funniest effects. Behind the music band marched in first position an Italian choir that produced a number of well-tempered songs; then followed a Bohemian music band, dressed in various uniforms borrowed from the cadets, that played the known song „Nejde to“ in the most audacious modulations. At the same time, an animal tamer lead a large group of lions, apes, elephants and camels. The elephants were especially imaginatively constructed: a two-man team had covered themselves with a tarred gun cover and used the barrel protection as its trunk. A very uncanny beast with a moving mouth studded with teeth, a crossbreed between a marabou and a crocodile had been born in the shoemaker’s workshop. A Schrammel quartet filled the air with real Viennese melodies. In conclusion a magnificent chieftain led a horde of jet black Zulu kaffirs who shivered in the cold faced with the stiff north east breeze dressed only in their swimming trunks and a coat of grime. The savages carrying a banner with my name roared “hurrah” and danced lustily. Their lively movements warmed them somewhat up in their skimpy dress. As the music incidentally used the common rhythm of a jolly polka all the sailors were dancing pair-wise in rounds.

The easy gaiety of our sailors made a favourable impression. Given the severe even harsh and dangerous demands of the service, this can be seen as a proof of the physical and psychological sanity of the crew and also attributed to the good influence of a well-regulated military lifestyle. It is good to see how the members of the most diverse nationalities and countries share a common bond. Germans from Lower Austria, namely from Vienna, from Upper Austria, Salzburg, Styria and from other countries, Slavs from Bohemia, the Croatian coast and from Dalmatia, Italians and Hungarians are fully intermingled. Notwithstanding the individual nationality, the polyglot crew feels to be joined together to form a part of the service under one proud and glorious flag. This nurtures and strengthens the awareness of the union of all nationalities under own ruling family and in one common fatherland – certainly an educational outcome of military service that can not be cultivated and promoted too carefully enough.

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  • Location: Gavdos (Greece)
  • ANNO – on 18.12.1892 in Austria’s newspapers. This being Franz Ferdinand’s birthday, the newspapers naturally congratulated. The Wiener Salonblatt opened with a portrait of Franz Ferdinand and informed its readers about Franz Ferdinand’s departure from Trieste and announced his predicted arrival date at Port Said in Egypt on 20th December.
Title page of the Wiener Salonblatt with a portrait of Franz Ferdinand

Title page of the Wiener Salonblatt with a portrait of Franz Ferdinand as a Major General: Se. k. u. k. Hoheit der durchlauchtigste Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este

In See nach Port Said, 18. Dezember 1892

Schon beim Erwachen bemerkte ich, dass die See ziemlich hoch gehen müsse, da ich in der Kabine starke Rollbewegungen verspürte. Nachdem ich mich mühsam mit Hilfe des Marinedieners angekleidet, stieg ich auf Deck, wo ich bereits manch verstörtem Gesicht begegnete, da Vater Neptun seine ersten Opfer verlangt hatte. Eine steife Brise kam aus Nordost und See auf See ging übers Verdeck. Dabei war der Tag klar und in intensivem Blau prangte der Himmel über uns.

Vormittags hätte Aufwartung des Stabes und Messe in der Batterie stattfinden sollen, doch musste beides der starken Rollbewegungen wegen abgesagt werden; erst gegen Mittag, als wir auf die Höhe von Kreta kamen, wurde die See ruhiger. Wir änderten nun etwas den Kurs und steuerten längs der Küste von Kreta zwischen dieser und der Insel Gavdos durch. Der Blick auf Kreta ist landschaftlich überaus pittoresk; die Berghäupter des bis zu 2457 m aufsteigenden Ida krönen das ganze Bild, während steile, felsige Lehnen bis zum Meer hin abfallen. An Vegetation scheint die Küste fast ebenso arm zu sein, wie an menschlichen Niederlassungen, obschon von letzteren in der Karte so manche eingezeichnet sind. Nur an einzelnen markanten Punkten springen kleine, weißgetünchte Gebäude, anscheinend Kirchen oder Klöster, hervor. Der auf dem Ida tief herabreichende Schnee, die violett-rötliche Beleuchtung der Berge und der tiefblaue Himmel vereinigen sich zu einem wirkungsvollen Panorama.

Nach dem Lunch fand als Sonntagsscherz eine Tombola für die Matrosen statt, zu welcher die dienstfreie Mannschaft sich auf dem Mitteldeck versammelt hatte. Unser braver Bootsmann — noch ganz der Typus der alten Schule, gegen alle modernen maritimen Einrichtungen mit einer gewissen Abneigung behaftet — rief die Nummern aus, wobei er jede Zahl mit einem italienischen Witzwort verknüpfte, was viel Heiterkeit erregte. Wein, Zigarren und verschiedene Kleinigkeiten dienten als Preise.

Abends wurde zu Ehren meines Geburtstages von den Matrosen ein Festzug arrangiert, der, äußerst gelungen und amüsant, von dem Witz und der Erfindungsgabe unserer Leute Zeugnis gab. Mit den einfachsten Mitteln, wie Werg, Ruß, gebrochenen Riemen, Angelhaken u. dgl. erzielten sie die drolligsten Effekte. Hinter der Musikkapelle marschierte zunächst ein italienischer Sängerchor auf, der einige gut gestimmte Lieder zum Besten gab: dann kam eine böhmische Musikband, welche mit den verschiedensten, den Kadetten entlehnten Gewändern angetan, in den gewagtesten Modulationen das bekannte Lied „Nejde to“ spielte; zugleich trat ein Tierbändiger auf, der eine ganze Schar von Löwen, Affen, Elefanten, Kamelen mit sich führte. Besonders sinnreich waren die Elefanten konstruiert: je zwei Mann hatten sich eine geteerte Geschützdecke aufgestülpt und benutzten den Laufschutz als Rüssel. Ein ganz unheimliches Tier mit beweglichem, zähnebewehrtem Rachen, eine Kreuzung von Marabu und Krokodil, hatte das Licht der Welt in der Schusterwerkstätte erblickt. Echt wienerische Weisen ließ ein Schrammel-Quartett ertönen, und zum Schluss erschien unter Anführung eines prächtigen Häuptlings eine ganze Horde rabenschwarzer Zulukaffern, die, gegen den frischen Nordost nur durch Schwimmhosen und eine tüchtige Schicht Ruß geschützt, vor Kälte klapperten. Die Wilden, die ein großes Transparent mit meinem Namenszug herbeischleppten, brachen in stürmisches Hurra aus und vergnügten sich dann an einem Tanz, dessen lebhafte Bewegungen sie bei ihren luftigen Kostümen einigermaßen erwärmten. Da übrigens die Musik im gemeinverständlichen Rhythmus einer lustigen Polka erklang, so drehte sich bald die ganze Mannschaft paarweise in fröhlichem Reigen.

Die ungezwungene Heiterkeit unserer Matrosen macht einen wohltuenden Eindruck. Bei den strengen, mitunter harten und gefahrvollen Anforderungen, welche der Dienst stellt, darf man hierin gewiss einen Beweis für die physische und psychische Gesundheit der Mannschaft, aber auch für den vorteilhaften Einfluss eines streng geregelten militärischen Lebens erblicken. Es ist sehr erfreulich zu sehen, wie die Angehörigen der verschiedensten Nationalitäten und Länder kameradschaftlich verbunden sind. Deutsche aus Niederösterreich, namentlich aus Wien, aus Oberösterreich, Salzburg, Steiermark und aus anderen Ländern, Slawen aus Böhmen, dem Küstenland und aus Dalmatien, Italiener und Magyaren sind bunt durcheinandergewürfelt. Das Hauptkontingent, insbesondere an Unteroffizieren, liefern die südlichen Länder. Unbeschadet der Nationalität jedes Einzelnen fühlt sich die polyglotte Mannschaft im Dienstverband unter einer stolzen, ruhmvollen Flagge zur Einheit zusammengefasst. Hiedurch wird das Bewusstsein der Vereinigung aller Nationalitäten unter einem Herrscherhause und in einem gemeinsamen Vaterland genährt und gekräftigt — gewiss eine erziehliche Wirkung des Heeresdienstes, die nicht sorgfältig genug gepflegt und gefördert werden kann.

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  • Ort: Gavdos (Griechenland)
  • ANNO – am 18.12.1892 in Österreichs Presse. Am Geburtstag Franz Ferdinands spendiert ihm das Wiener Salonblatt ein Portrait auf der ersten Seite in der Uniform eines Generalmajors und informiert die Leserschaft über die Abreise in Triest und die erwartete Ankunft in Port Said in Ägypten am 20. Dezember.

Title page of the Wiener Salonblatt with a portrait of Franz Ferdinand

At Sea to Port Said, 17 December 1892

During the night, the strong Bora wind made the sea rise: the heavily rolling ship dislocated many objects that hit the walls. The noise made us get up at 3 o’clock in the morning.

The morning weather, however, turned out beautiful and the sea was calmer but still choppy from a North-eastern wind. At 8 o’clock, we had arrived alongside Corfu and saw the wonderful Albanian mountains in the distance. In the afternoon, we passed Kephalonia that had never played a historical role but still had its own moving history. Only a small canal was separating it from Ithaka, known to classicists. We could make out the distinct shape of Kephalonia despite the distance of several miles from the coast; later appeared Zante, the flower of the Levant.

The setting sun created colorful effects that reminded me of the southern sky on the stony mountains on whose flanks little hamlets with olive orchards and vineyards were situated. In the evening I was surprised by a premature birthday celebration. A tattoo was beat. The crew shouted „Hurrah“, an improvised firework started. Rocket upon rocket went up into the star spangled sky straight as an arrow, while signal lights illuminated the deck clear as day.

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  • Location: Zakynthos (Greece)
  • ANNO – on 17.12.1892 in Austria’s newspapers. The Neue Freie Presse hotly discusses the government’s initiatives regarding certificates of proficiency (first introduced in 1883). In Paris, the Panama Canal Company scandal is in full force. Charles de Lesseps and his co-defendants were escorted to the Mazas prison on the evening of 16 December 1892. Ferdinand de Lesseps, staying at Le Chesnay Palace, will stay at liberty, for the moment. It is announced that Vienna’s first grand Hofburg ball will take place on 9 January 1893.
  • Vienna’s K. und k. Hof-Burgtheater offered a comedy “Gönnerschaften” (Patronages). The K. und k. Hof-Operntheater played the comic opera “Gute Nacht, Herr Pantalon”.

In See nach Port Said, 17. Dezember 1892

In der Nacht kam stärkere Bora, welche die See höher gehen ließ; durch das heftige Rollen des Schiffes gerieten verschiedene Gegenstände aus ihrer Lage und schlugen an die Wände, so dass wir infolge des entstandenen Lärmes schon um 3 Uhr früh geweckt wurden.

Der Morgen war jedoch wieder schön und die See ruhiger, aber dank einer frischen Nordostbrise noch immer bewegt. Um 8 Uhr waren wir auf der Höhe von Korfu und sahen in der Ferne die herrlichen albanischen Gebirge. Nachmittags wurde Kephalonia, das nie eine historische Rolle gespielt hat, aber doch auf eine bewegte Geschichte zurückblickt und nur durch einen schmalen Kanal von Ithaka, klassischen Andenkens, getrennt ist, passiert. Wir konnten die Umrisse Kephalonias, obschon wir uns viele Meilen von der Küste hielten, genau wahrnehmen; später kam Zante, il fior‘ di Levante, in Sicht.

Die untergehende Sonne brachte auf den steinigen Bergen, an deren Hängen kleine Ortschaften, umgeben von reichen Oliven- und Weingärten, liegen, Farbeneffekte hervor, welche an jene südlicherer Himmelsstriche gemahnten.

Abends wurde ich durch eine Vorfeier meines Geburtstages überrascht. Ein Zapfenstreich erklang, Hurrah-Rufe der Mannschaft ertönten, ein improvisiertes Feuerwerk wurde abgebrannt, Rakete auf Rakete stieg kerzengerade zum gestirnten Himmel empor, während viele Blickfeuer das Deck taghell erleuchteten.

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  • Ort: Zakynthos (Griechenland)
  • ANNO – am 17.12.1892 in Österreichs Presse.
  • Das K. und k. Hof-Burgtheater spielt die Komödie “Gönnerschaften”. Das K. und k. Hof-Operntheater führt die Oper “Gute Nacht, Herr Pantalon” auf.