In See nach Hongkong, 19. und 20. Juli 1893

Als wir in den Bereich des Golfes von Tongking gekommen waren, frischte der Wind merklich auf und verursachte starken Seegang; hiebei war das Wetter überaus unstet, und die Regenböen nahmen zeitweise drohenden Charakter an.

Viele Anzeichen sprachen dafür, dass ein Taifun im Anzug sei; denn zerrissenes Gewölk, welches für das Herannahen dieses Sturmes charakteristisch ist, bedeckte den Himmel, bei Sonnenuntergang erschien der Horizont in abnormaler, fahlgelber Färbung und schwer gekreuzter Seegang schleuderte die „Elisabeth“ gewaltig hin und her. Nur das Barometer kündigte die Geißel dieser Meere nicht an, da jenes, obzwar der Luftdruck rasch abgenommen hatte, die bedeutenden Schwankungen noch nicht aufwies, welche jenem gefürchteten Sturme vorherzugehen pflegen. Die verschiedenartigsten Wetterbeobachtungen wollten gemacht worden sein, und allerlei widerstreitende Vermutungen wurden laut; ängstlichere Gemüter prophezeiten das Herannahen eines der schwersten Taifune, während die gewiegten Meteorologen sich anfänglich der Ansicht zuneigten, dass der Sturm hinter uns sei oder parallel zu unserer Fahrtrichtung, jedoch in einiger Entfernung von derselben, vorbeiziehen werde. Als aber der Wind fortwährend steifer wurde, die See immer stürmischer wogte und sich endlich heftige Gewitter entluden, war jedermann nahezu überzeugt, dass wir Hongkong nicht erreichen würden, ohne vorher einen Cyklon bestehen zu müssen.

Ein seltenes Schauspiel boten nachts die zahlreichen Blitze, welche, horizontal verlaufend, das aufgeregte Meer taghell, aber gespensterhaft beleuchteten.

Links

  • Ort: Im südchinesischen Meer
  • ANNO – am 18.07.1893 in Österreichs Presse.
  • Das k.u.k. Hof-Burgtheater macht Sommerpause bis zum 15. September, während das k.u.k. Hof-Operntheater vom 1. Juni bis 19. Juli geschlossen bleibt.

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