Tjipandak, 23. April 1893

Da der Regen — offenbar dem Umstand zu Ehren, dass wir den letzten Tag in Tjipandak verbrachten — aufgehört hatte, verließ ich, obwohl es bei Anbeginn des Tages noch sehr drohend aussah, mit dem Frühesten das Lager, um auf dem Wege zur Banteng-Jagd noch auf Pfauen zu pürschen. Doch konnte ich keinen Pfau zu Gesicht bekommen und schoss bloß einen javanischen Dschungelhahn. Fatal war mir auf der Pürsche, dass ich mich auf den Versuch beschränken musste, meinem malayischen Führer nur durch Gebärden verständlich zu werden, was aber nicht von Erfolg begleitet war; denn jener führte mich unter fortwährenden Bezeigungen seiner Ehrfurcht, das heißt indem er der Landessitte gemäß sich immer wieder niederhockte und dabei die Hände emporhob, unaufhörlich im Kreis umher und verscheuchte durch seine Gesten alles Wild.

Mit den Herren meiner Gesellschaft wieder vereinigt, ritten wir einen neuen Weg, der an Schwierigkeit und schlechten Passagen den an den vorangegangenen Jagdtagen zurückgelegten nichts nachgab; nur ersparten wir uns das Durchwaten des Flusses. Es ging wieder bergauf und bergab und als man uns endlich erklärte, dass wir auf den Ständen angelangt seien, bemerkten wir, dass derselbe Trieb genommen werden sollte, in welchem drei Tage vorher Herr Borrel einen Banteng erlegt hatte. Doch wurde diesmal in umgekehrter Weise getrieben, wahrscheinlich um uns durch eine kleine Kriegslist zu täuschen. So hatte ich denn von vornherein wenig Hoffnung auf Erfolg.

Da die Sonne glühend brannte, ließ ich mir aus Palmenblättern einen Schirm bauen, hinter dem ich mich mit einem ganzen Arsenal von Gewehren niederließ und mit Hodek der Konversation pflog. Der im Grunde ein nur kleines Gebiet umfassende Trieb währte drei volle Stunden lang, was mich annehmen ließ, dass auch die Treiber einige Zeit „im Schatten kühler Denkungsart“ verbrachten. Gegen Mittag ging wieder schwerer Regen nieder, der uns innerhalb weniger Minuten völlig durchnässte.

Nach langem Warten kamen endlich die Jäger und Treiber einzeln herangeschlichen und erzählten von frischen Fährten, ohne jedoch bestimmte Angaben machen zu können. Die Expedition war somit in Bezug auf großes Wild und besonders auf Bantengs ganz resultatlos verlaufen. Die einheimischen Jäger pflegen eben weit später zu jagen, denn in der gegenwärtigen Jahreszeit ist offenbar nicht mit Sicherheit auf Beute zu rechnen. Überdies erzählte uns zu guterletzt Herr Kerkhoven, dass in diesem Jagdgebiete allenthalben Spuren von Wilddieben gefunden worden seien, Hütten, Fährten u. a. m.

Trotz des Misslingens der Jagd — unseres eigentlichen Zweckes — werde ich diese Expedition nie bereuen; denn ich habe durch dieselbe Einblick in von der Kultur noch unberührte Gegenden Javas gewonnen, mich an den Herrlichkeiten des tropischen Urwaldes ergötzt und einige angenehme Tage in unserem gemütlichen Hüttenlager am Ufer des schönen Tji Pandak verlebt.

Abends machte Hodek noch einige photographische Aufnahmen; dann streiften wir bis zum Einbruch der Dunkelheit umher und brachten einige Stücke für die ornithologische Sammlung heim. Leider hatten wir zwei Marode zu verzeichnen; Wurmbrand litt an den Folgen einer heftigen Erkältung, so dass er die letzte Jagd nicht hatte mitmachen können, während abermals einer unserer Leute von einem starken Fieberanfall heimgesucht worden war.

Links

  • Ort: Tji Pandak, Indonesien
  • ANNO – am 23.04.1893 in Österreichs Presse.
  • Das k.u.k. Hof-Burgtheater spielt „Der Traum, ein Leben“, während das k.u.k. Hof-Operntheater die Oper „Don Juan“ aufführt.

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